dranske früher und heute

Alte Schule Dranske, 1920
Alte Schule Dranske, 1920

Auszug aus der Dransker Schulchronik:

 

Eintrag des Lehrers Dr. Brecht für das Jahr 1910:

"....Wie man sich denken kann, waren es anfangs keine angenehmen Gedanken, die mich begleiteten, als ich am 14. Okt. abends in Wiek ankam, um von dort den zweistündigen Fußweg nach Dranske zu wandern. Dann aber fühlte ich mich angenehm enttäuscht durch die idyllische Lage des zwar kleinen aber freundlichen Dörfchens. Wahrlich, wer nur ein bißchen Sinn für Naturschönheit hat, dem bietet sich hier mancherlei Gelegenheit, seine Seele zu erfreuen an den erholsamen Wundern der Natur. Man wage nur den kurzen Weg zum Ostseestrande. Dort liegt sie vor dir die große weite See. Still und nur leicht gekräuselt, oder wild aufgeregt durch brausende Stürme. Immer aber ein Bild, das Staunen der Bewunderung im Beobachter erweckt. Dann der herrliche Weg am Strande entlang. Zur Rechten das steile Ufer, zur Linken die weite See. Das alles, vereint mit der offenen und ehrlichen Gesinnung der Bewohner Dranskes werden, wie ich hoffe, mir auch dies einsame Ländchen lieb machen....."

aufgestöbert von Christoph Wurms, Banz

 

Der Beginn der Entwicklung des Dorfes ist unbekannt, lediglich der Ortsname deutet auf eine Besiedlung in slawischer Zeit hin. Der Name Dranske wird von wendischen Doronecy oder Dornik = Schwarzdorn, dornycink = Gebüsch von Schlehdorn abgeleitet (siehe Wappen). Der Ort selbst wird 1314 erstmalig urkundlich auf einer Steuerliste erwähnt, reiche Bodenfunde aus verschiedenen Epochen in fast allen Ortsteilen und das heute noch erhaltene Hügelgrab bei Gramtitz sind deutliche Sachzeugnisse der Geschichte.

Reste slawischer Siedlungen wurden bei Gramtitz und Kuhle gefunden. Fast alle Ortsnamen sind slawischen Ursprungs. So werden die Ortsteile Goos (de Choose), Ganselitz, Starrvitz (Starsevitze), Lancken (Lanka), Gramtitz (Gramtolitze) und Kreptitz (Crepssitze) erstmalig in einer Erhebung slawischer Fürsten genannt. Durch Schenkungen, Pfändungen und Verkauf kamen die Dransker Siedlungen schon früh in den Besitz der Rügener und Stralsunder Klöster sowie der Wittower Kirchen. Der "Schifferkrug", die nachweislich älteste Gaststätte der Insel Rügen, schenkte schon 1455 Bier aus. Hier kann der Gast noch heute in gemütlicher Runde romantische Stunden bei geistigen Getränken und guter Hausmannskost verbringen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wurde Dranske zum Büdner- bzw. Katendorf. Die Bevölkerung verdiente sich durch Fischerpacht, Seenotrettung und Schiffsbergung etwas zum Lebensunterhalt hinzu. Erste Gäste, die bestens bewirtet wurden, waren in dieser Zeit die Keimzelle des sich später entwickelnden Fremdenverkehrs. Die 1683 eröffnete Postlinie Ystad - Bug - Stralsund trug viel zu dieser Entwicklung bei.

Ein Posthaus und der Posthafen entstanden auf dem Südbug, der zur Gemeinde Dranske gehört. Dieser Linienverkehr wurde von 1683 bis 1897 betrieben. Im gleichen Jahr zogen Lotsen am Südbug ein, die hier bis 1921 ihren verantwortungsvollen Dienst versahen. Der l. Weltkrieg brachte eine Wende in die Geschichte Dranskes, welche sich von nun an völlig anders entwickeln sollte, als die der anderen Orte auf der Insel Rügen. Das Militär begann den Ort Dranske zu prägen. Den kaiserlichen Seefliegern folgten die Seeflieger der Wehrmacht. Ende der dreißiger Jahre wurden die 13 Gehöfte des alten Fischerdorfes Dranske, bis auf das alte Schulhaus, völlig abgerissen. Die Militärsiedlung für die Angehörigen des auf dem Bug angelegten großen Fliegerhorstes, der heutige Ortskern, entstand. Auf dem Bug wurde eine Seefliegerschule für Bordschützen, Funker, Aufklärer und Piloten eingerichtet. Ab November 1944 wurde die Seenotgruppe 81 hier stationiert. Von 1946 bis 1948 wurden alle militärischen Anlagen auf dem Bug durch die sowjetischen Truppen gesprengt bzw. demontiert. Bis Ende der vierziger Jahre kamen zahlreiche Flüchtlinge nach Dranske. Kurzzeitig prägten Fischerei, Landwirtschaft und Fremdenverkehr das Leben im Ort.

Im Jahr 1961 begann die Nationale Volksarmee der DDR einen Schnellbootstützpunkt auf dem Bug einzurichten, der 1965 in Betrieb genommen wurde. Von 1967 bis 1989 entstanden in Dranske Großplattenbauten mit 1000 Wohneinheiten für die Familien der Berufssoldaten. Folgeeinrichtungen, wie Kaufhalle, Post, Apotheke und Arztpraxis, zwei Kindertagesstätten und zwei Schulen folgten innerhalb dieser Zeit. Im Bereich Bakenberg entstanden gleichzeitig Erholungseinrichtungen von Betrieben aus Berlin, Sachsen und Thüringen. Der große Campingplatz in Nonnevitz wird seit den 60er Jahren von Campern aus Sachsen, Berlin und Thüringen besucht. Seine einmalige Lage zieht aber auch Gäste aus der unmittelbaren Umgebung Rügens an. Durch die Urlaubsangebote des FDGB und der NVA entwickelte sich Dranske zu einem begehrten Urlaubsziel. Der Marinestützpunkt Bug wurde nach der deutschen Wiedervereinigung ab 1990 aufgelöst und 1991 endgültig geschlossen. Dranske verlor seinen größten Arbeitgeber. Auch die ansässigen Außenstellen der Kleiderwerke Greifswald und des Elektronikwerkes Frankfurt/Oder schlossen. Landwirtschaft und Fischerei bauten Arbeitsplätze ab. Die Zahl der Einwohner sank drastisch von einst 3.900 auf etwa 1.100. Die landschaftlich gute Lage gab den Ausschlag für die Perspektive des Ortes. Zwischen 1994 und 2012 wurden neun Plattenbauten, zwei Kindereinrichtungen, eine Schule, die Kaufhalle, das Elektronikwerk, ein Heizhaus, das Haus der Dienste und viele Garagen abgerissen. Das Gerätehaus der FFW Dranske wurde 1996/97 durch einen Neubau ersetzt. Das ehemalige Haus der Armee, von 1996 bis 2009 geschlossen, wurde 2009/2010 zu einem Vier-Sterne-Hotel umgebaut. Der Ortskern, die alte Militärsiedlung steht inzwischen unter Denkmalschutz und in den Außenbereichen wie Lancken, Rehbergort und Goos entstanden eine Menge neuer Einfamilienhäuser. Dranske hat alle Voraussetzungen, ein beliebter und begehrter Urlaubs- und Erholungsort zu werden. Straßen und Wege wurden erneuert, eine Promenade mit Ruhezonen am Bodden angelegt, die Situation des ruhenden Verkehrs in der Gemeinde verbessert, sowie Wander- und Radwege im Gemeindegebiet ausgebaut.

Inzwischen ist Dranske und sein maritimes, ländliches und ruhiges Umfeld ein "Geheimtipp" für viele Gäste aus ganz Europa geworden. Obwohl die ostdeutschen Gäste nach wie vor dominieren, trifft man immer mehr Gäste aus Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg, Skandinavien, Holland, Italien, Österreich, Schweiz und Tschechien an.